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Hochsensibilität ist keine Krankheit


Beachte  zu diesem Thema auch das Kapitel 'Leidensberichte' im Forum: Forum: Leidensberichte HSP


Die Frage, ob Hochsensibilität eine Krankheit sei, wird mir häufig gestellt, und es werden alle möglichen Krankheiten, Störungen, Syndrome etc. mit Hochsensibilität in Verbindung gebracht. Es sei hier diesen Ausführungen prinzipiell vorangestellt: Nach heutigem Wissensstand ist Hochsensibilität KEINE Krankheit, sondern gilt als ein Wesenszug, eine Veranlagung.


Auswahl von Fragen (Zuschriften)


Immer wieder sind hochsensible Menschen, die unter irgendeiner Beeinträchtigung leiden, irritiert, wenn sie mit Diagnosen konfrontiert werden, dann jedoch zusätzlich entdecken, dass sie hochsensibel sind: "Wie geht das zusammen? Was hab ich nun eigentlich? Ein "Syndrom" - oder bin ich einfach hochsensibel?" Auf solche und ähnliche Fragen möchte dieses Kapitel eine Antwort geben.

Hier zunächst eine Auswahl von solchen Fragen verunsicherter Menschen:

Psychische Störung generell
"...ich habe mich gefragt, weil sie schreiben, Hochsensibilität sei keine Krankheit, ob es da nicht doch Überschneidungen gibt. Ich habe eine psychische Erkrankung und frage mich: Wo beginnt die Krankheit? Sind nicht beides Seiten ein- und derselben Münze?..."

Depression
Häufig klagen hochsensible Menschen über Depressionen oder depressive Verstimmungen, die sie während Jahren begleiten. Gibt es Gründe für dieses - wie es eine Leserin ausdrückt - "Doppelpack" Hochsensibilität und Depression?

Burnout
Hochsensible können anfällig für Burnout und Erschöpfungssyndrom sein, persönliche Berichte unter HS-Leidensberichte.

Essstörung
"...Ich habe seit 4 Jahren Magersucht und habe schon viele Therapien gemacht. Meine letzter Therapeut sagte mir, dass ich mit 100% Sicherheit eine HSP bin. Was ändert das an meiner Situation?"

"...Ich suche nach Antworten und Gründen, nach Zusammenhängen und möglichen Ursachen, die mich vor 20 Jahren an Bulimie erkranken liessen. Auf der Suche nach Antworten, warum ich so bin wie ich bin, stiess ich auf Ihre Seite. ...Ich bin am Aufarbeiten, am Therapieren meiner Krankheit und unglaublich hungrig nach Antworten, Informationen, etc...."

Borderline
"...Nach einer schwierigen Kindheit war ich wegen Depressionen in einer psychiatrischen Klinik und bekam die Diagnose Borderline. Ich war überrascht, wie viel auf mich zutrifft (abgesehen von Selbstverletzungen) und war froh, dass mein Gefühl, "anders zu sein", endlich einen Namen hatte. Nun - nachdem ich deine Website gefunden habe - bin ich verunsichert, denn deine Beschreibungen treffen noch deutlicher auf mein Befinden zu als die Kriterien für Borderline.
Daher meine Frage: Kann man die Hochsensibilität in Verbindung mit Borderline bringen? Oder hat man mir die falsche Diagnose gestellt?"

Angststörungen
sind nach vielerlei Aussagen bei hochsensiblen Menschen auch häufiger anzutreffen.
Siehe auf dieser Website das Kapitel "Angst" mit Austauschmöglichkeit über das Thema: Thema Angst


Die posttraumatische Belastungsstörung wird auch häufig mit Hochsensibilität in Verbindung gebracht wegen möglicher ähnlicher Symptomatik ("erworbene Hochsensibilität").
Siehe dazu den Beitrag von Dr. Barbara Schmugge: Trauma und Hochsensibilität.

Auch AD(H)S wird häufig in einen Zusammenhang mit HS gebracht, ausserdem Autismus (inkl. Asperger Syndrom) und seltenere Phänomene wie selektiver Mutismus, Misophonie, Synästhesie, etc.
Zu AD(H)S vergleiche den Beitrag dazu von Birgit Trappmann-Korr auf dieser Website.

Es werden auch viele körperliche Störungen mit Hochsensibilität in Zusammenhang gebracht:

Migräne
"...Haben Sie Infos, ob das Krankheitsbild "Migräne" mit hineinpasst, bin sehr empfindlich bei Lärm, Blendung, Stress, Flackerlicht Wetterveränderungen, und, und und..."

Allergien, Unverträglichkeiten (Ernährung, Medikamente...) etc. Hier das Beispiel einer Fachperson zum Thema Histaminintoleranz (HIT):
"...Ich halte es für wahrscheinlich, dass Hochsensibilität, Chemikaliensensibilität und Typ HNMT der Histaminintoleranz das gleiche sind: Hochsensibilität ist einfach eher eine phänomenologische/phänotypische Beschreibung und Typ HNMT der HIT die Erklärung des Pathomechanismus derselben "Krankheit" auf biochemischer/molekularbiologischer Ebene..."


Siehe zudem ausführliche Berichte und Forschungsfragen im Forum "HS-Leidensberichte".

Keine Krankheit, jedoch ein möglicher Risikofaktor


Zuerst möchte ich betonen, dass die Forschungen über Hochsensibilität noch nicht abgeschlossen sind (siehe die Ausführungen im Kapitel "Wissenschaftliche Forschung"). Es überwiegt aber nach dem heutigen Stand der Forschung klar die Theorie, dass Hochsensibilität eine angeborene Veranlagung und deshalb keine Krankheit ist:

Nach heute vorherrschender Ansicht gilt Hochsensibilität als Veranlagung einer prozentual immer etwa gleichbleibenden Minderheit von 15-20 Prozent der Bevölkerung. Dieser Prozentsatz soll ziemlich stabil und speziesübergreifend sein. Diverse Autoren (z.B. E. Aron) erwähnen jedoch, dass ein kleiner Prozentsatz der HSP ihre Hochsensibilität z.B. auf Grund von Traumata auch erworben haben könnte.


Man stelle sich vor: Wäre Hochsensibilität eine Krankheit, müssten 15-20 Prozent der Weltbevölkerung a priori krankgeschrieben werden:-). Es ist jedoch so, dass ein grosser Teil der Hochsensiblen mit dieser Veranlagung ein gesundes Leben führt, oft mit speziellen Begabungen und Potenzialen.

Hingegen ist bereits untersucht und bestätigt worden (von der HS-Pionierin Elaine Aron), dass hochsensible Menschen generell anfälliger sind für psychische Störungen. Eines der Bücher von Elaine Aron behandelt das Thema, warum der Anteil von 15-20 Prozent der HSP an der Bevölkerung ca. 50 Prozent der Klientel von Psychotherapeuten und Psychiaterinnen ausmacht: ein Hinweis darauf, dass Hochsensible zwar grunsätzlich nicht an einer Krankheit leiden, dass sie jedoch anfälliger sind - gerade für psychische Probleme.

Man findet z.B. das Symptom der raschen Erregbarkeit in mehreren psychischen Störungsbildern. Wenn wir nun als Beispiel dieses Symptom nehmen, so wird schnell klar, dass "rasche Erregbarkeit" an sich natürlich keine eigenständige Krankheitsdiagnose ist. Wir können vom Arzt kein Krankheitszeugnis erhalten, wenn wir lediglich "rasch erregbar" sind. Erst wenn die rasche Erregbarkeit z.B. zu einer Dauer-Überreizung, dann zu Dauerstess - und schliesslich beispielsweise zu einem Burnout mit einer Depression führt, können wir von einer Krankheit sprechen.

Es leuchtet ein, dass ein hochsensibler Mensch mit seiner "dünnen Haut" von Geburt an durch vielerlei Einflüsse schneller und tiefer beeinträchtigt werden kann - beispielsweise durch Stress, Erschrecken, Überreizung, Schocks, Traumata, Verletzungen, Anpasszungszwang, Liebesentzug, unpassende Erziehung, Immissionen aller Art und vieles mehr. Vor allem auch durch fortwährende Beeinträchtigungen während einer schwierigen Kindheit und Jugend. Deswegen ist es verständlich, dass ein solcher Mensch "leichter traumatisierbar" ist. Und diese erhöhte Anfälligkeit könnte man dann auch - wie es in einem der Fallbeispiele formuliert wird - als eine "Überschneidung" bezeichnen, welche sich aber von Fall zu Fall individuell gestaltet.

Fazit: Man könnte also sagen, dass Hochsensibilität als Risikofaktor für gewisse Krankheiten betrachtet werden kann. Sehr wichtig für diese Feststellung ist der folgende Abschnitt:


Schwierige Kindheit und Jugend als Risikofaktor für HSP


Zum Begriff der 'schwierigen Kindheit'

HSP, die eine schwierige Jugend und/oder Traumata erfahren haben, sind anfälliger für psychische Störungen als 'Normalsensible'. Professor Martin Bohus, der sich intensiv mit der Borderlinestörung auseinander gesetzt hat ("Borderline-Störung", Martin Bohus, Hogrefe-Verlag 2002), setzte für die Entstehung dieser Krankheit zwei Bedingungen voraus, von denen beide erfüllt sein müssen: 1. Eine Veranlagung, 2. Traumata oder andere schwerwiegende Einflüsse in der Kindheit. Zur Zeit des entsprechenden Symposiums über die Borderline-Erkrankung war Hochsensibilität im deutschen Sprachraum noch kein bekanntes Thema. Es stellt sich daher heute für mich die Frage, ob es sich bei der erwähnten 'Veranlagung' um Hochsensibilität handeln könnte.

Erfährt ein Kind ein Trauma, einen Schock, bedrohliche Übergriffe... ist es gut nachvollziehbar, dass dies den weiteren Lebensweg erschweren oder stark beeinträchtigen kann. Für Hochsensible muss "schwierige Jugend" jedoch nicht einmal eine katastrophale Kindheits-Situation bedeuten. Da sie über eine höchst differenzierte Wahrnehmung verfügen und verletzlicher sind als andere Kinder, können schwierige Kindheitssituationen - entweder im Elternhaus oder im weiteren, z.B. schulischen Umfeld... - auch ganz subtil ablaufen, quasi unterschwellig - und sich mit der Zeit z.B. in einem chronisch erhöhten Belastungs- und Stresspegel und in einem andauernden Fremdheitsgefühl manifestieren: "ich bin einfach anders als die andern, ich bin einfach nicht richtig, warum kann ich nicht so sein wie die andern..."
Erfährt man als ein solches Kind noch Unverständnis, das vielleicht nicht einmal böse gemeint ist, (z.B. "Sei doch nicht so empfindlich!" Oder "Du musst doch keine Angst haben..." etc.) kann man sukzessive in ein Gefühl hineinwachsen, zutiefst und grundlegend nicht akzeptiert zu werden als das, was man ist - also irgendwie "falsch" zu sein.

Oft weckt ein solch unterschwelliges Gefühl von "anders - und nicht richtig sein" auch Selbsthass, - denn in der Kindheit kommen einem die "Grossen" noch allwissend vor: wenn Eltern und/oder Umwelt einen nicht wirklich annehmen können, so wie man ist, nimmt das Kind unbewusst die "Schuld" meistens auf sich. Und dieses kindliche Gefühl von niemals Genügen kehrt sich oft gegen die eigene Person: "ich bin halt nicht fähig, ich bin verrückt, mich kann man nicht lieben, so wie ich bin, nur wenn ich mich anpasse und gleich werde wie die andern, habe ich vielleicht eine Chance..." Anpassungsversuche führen jedoch häufig zu Dauerstress, da es oft fast unmöglich ist für ein hochsensibles Kind, sich von der 'normalsensiblen' Welt abzugrenzen und die eigene Wahrnehmung als stimmig zu erkennen. Hochsensible Kinder brauchen hier besonders liebevolle Unterstützung, den eigenen Weg in diese Welt zu finden und zu lernen, sich abzugrenzen und sich adäquat zu schützen.

Zum Beispiel: Depression
Elaine N. Aron schreibt in ihrem Buch "Sind sie hochsensibel?", dass sie diesbezüglich "zwei Sorten" von hochsensiblen Menschen entdeckt hat: die einen berichteten, dass sie Depressionen und Ängste hätten, und die anderen erwähnten dies kaum. Elaine Aron fand dann in ihren Forschungen heraus, dass die depressiven und ängstlichen HSP fast immer eine schwierige Kindheit gehabt hatten. Sie bestätigt, dass Hochsensible von früh an dazu neigen, Einzelheiten und Zusammenhänge belastender Umstände viel intensiver und ganzheitlicher wahrzunehmen. Aron schreibt aber auch, dass sie viele Hochsensible erlebt habe, die dann gerade dank ihrer sensiblen Reflexionsfähigkeit auch fähig waren, an den negativen Auswirkungen zu arbeiten und im Laufe ihres Lebens viel Besserung erfahren konnten. Aber das dauere eben seine Zeit...

Zum Beispiel: Essstörung
Unterschwellig dauergestresste Menschen haben an sich schon häufig ein gestörtes Verhältnis zum Essen (Stress kann Hunger unterdrücken oder zu grossen Hunger bewirken). Auch Selbsthass begünstigt wiederum Stress - und ausserdem psychische Störungen. Ebenso bewirkt das häufige Problem der mangelnden Abgrenzungsfähigkeit von Hochsensiblen auch oft Mühe zu spüren, was man an Nahrung wirklich braucht.
Sich selber die "richtige Nahrung" zuzuführen - in "richtigem Mass" - ist aber eigentlich ein gesunder Akt der Selbstliebe: "ich gebe mir, was mein Körper braucht". Und diese "richtige Nahrung" können sich viele Hochsensible, die auch im übertragenen Sinne auf psychischer Ebene nie "die wirklich richtige, passende Nahrung" bekommen haben, oftmals nicht mehr geben: Essen wird zur Kompensation. Da braucht es nur irgendeinen Auslöser, und der Weg in eine Form der Essstörung ist vorgebahnt.


Eine hochinteressante Entdeckung zur Wichtigkeit von 'guten Umständen' in der Kindheit


In der Zeitschrift "Gehirn und Geist" aus dem Verlag Spektrum.de, Ausgabe 2022/11, ist ein Artikel von Frank Luerweg erschienen, der für Hochsensible wichtige neue Erkenntnisse bringt:  "Gene und Erziehung: Die Stärke der Empfindsamen: Manche Kinder sind besonders dünnhäutig. Das muss nicht unbedingt von Nachteil sein."
Ich empfinde die folgende Erkenntnis für Hochsensible als so wichtig, dass ich eine Zusammenfassung des Artikels hier zeigen möchte: Luerweg betont die immense Wichtigkeit von 'guten Umständen' in der Kindheit, welche für speziell sensible Kinder von prägender Wichtigkeit sind. Die Pionierin im Fachgebiet Hochsensibilität, Elaine N. Aron, postulierte schon ganz zu Beginn ihrer Forschungen, dass Schwierigkeiten bei HSP viel häufiger auftreten (in ihrem Beispiel: Depressionen), wenn sie eine schwierige Kindheit gehabt hatten. Genauso wichtig ist aber die Erkenntnis, dass Hochsensible in Stresssituationen auch besondere Kräfte entwickeln können:

Im September 1995 berichtete der kalifornische Kinderarzt und Psychologe Thomas Boyce über einen überraschenden Befund. Zusammen mit neun Kolleginnen hatte er untersucht, wie Stress und Atemwegsinfekte zusammenhängen. Im Zentrum der Arbeit stand die These, dass stressempfindliche Menschen in einem belastenden Umfeld leichter erkranken. Als Versuchspersonen dienten dem Forschungsteam 137 Vorschulkinder in vier verschiedenen Kindertagesstätten. Um festzustellen, welche der Kleinen besonders stressanfällig waren, hatte man alle einer Reihe von Tests unterzogen. So sollten sie beispielsweise ein Konstrukt aus Holzklötzchen nachbauen, das sie nur kurz gesehen hatten, oder sich eine lange Abfolge von Ziffern merken. Manche Kinder blieben eher gelassen, bei anderen stiegen vor Aufregung Blutdruck und Puls stark an. In den folgenden sechs Monaten registrierte eine Krankenschwester penibel, welche der jungen Probanden einen Husten oder Schnupfen bekamen.
Wichtig dabei: Die vier Kitas unterschieden sich extrem in ihrer Qualität. In manchen waren die Räume schlecht ausgestattet, die Zahl der Betreuungspersonen zu niedrig, und diese wechselten zudem oft. Insgesamt waren die Kinder dort mutmaßlich mehr Stress ausgesetzt als in den besseren Tagesstätten. Tatsächlich wurden in den schäbigeren Einrichtungen die von vornherein eher dünnhäutigen Mädchen und Jungen signifikant öfter krank als alle anderen. Die Resultate bestätigten also die These. Unerwartet dagegen: In den schönen Kitas mit fürsorglichen Bedingungen hatten ausgerechnet die »Sensibelchen« am seltensten eine Erkältung…


Hilft die Erkenntnis über die eigene Hochsensibilität, wenn man eine psychische Krankheit hat?


Wenn Hochsensible krank werden, dann muss diese Krankheit professionell behandelt werden, - da kann leider die Tatsache allein, dass man seine Hochsensibilität entdeckt hat, nicht viel ändern daran.

Daneben ist es aber sehr sinnvoll, wenn man sich ausführlich über Hochsensibilität informiert. Da Hochsensible im Allgemeinen über eine gute Reflexionsfähigkeit verfügen, kann dann ein Prozess des Erkennens beginnen, und vielleicht beginnt man im Rückblick, sich besser zu verstehen, das eigene Verhalten wird klarer, und durch dieses Verständnis kann Selbstablehnung langsam überwunden werden.

Ein nächster Schritt ist, die eigene Hochsensibilität im Leben zu berücksichtigen und ihr auf positive Weise Raum zu geben, damit sie mit der Zeit auch ihr Potenzial zeigen kann. Eine Störung verhindert, dass wir unsere ureigenen Kräfte entwickeln und pflegen können, und das ist eigentlich sehr traurig, denn wir bleiben in unserer Schwäche stecken, anstatt unsere Kraft zu entwickeln. So ist einer der wichtigsten Schritte, die eigene Kraft für sich selber zu verwenden, anstatt sie gegen sich selber zu richten.

Sehr häufig kann man einen solchen Weg jedoch nicht ganz alleine gehen, sondern braucht dazu für eine gewisse Zeit therapeutische Begleitung!

'Krankheit' als gesellschaftliche Wertung


Wichtig ist auch, dass wir den Begriff "Krankheit" als solchen genau anschauen: "Krankheit" ist kein fixer Begriff: so gilt z.B. in anderen Kulturen manches, was wir "krank" nennen, als "normal"...
Wäre unsere Gesellschaft generell sensibler und offener für Menschen mit einer Wahrnehmung, die nicht dem "normalen" Durchschnitt entspricht, dann wäre auch die Gefahr kleiner, als "krank" oder "gestört" angesehen zu werden, wenn man nicht diesem Durchschnitt entspricht.

Ein Leser drückte dies folgendermassen aus:
"Eigentlich sind diejenigen, die in der Psychiatrie sind, die Normalen, weil sie noch so sensibel sind, dass sie an den Verrücktheiten dieser Welt zugrunde gehen."
Es lohnt sich, einmal über diesen Satz nachzudenken...

Es sind häufig die Anforderungen und Regeln der heutigen Leistungsgesellschaft, die einen hochsensiblen Menschen zum "Kranken" stempeln. In einem anderen, sensibleren, weniger stur definierten Umfeld, könnte derselbe Mensch mit seinen Begabungen wahrscheinlich einen wichtigen Platz in der Gesellschaft einnehmen und würde wegen seiner Besonderheit vielleicht sogar geachtet - anstatt "behandelt".

Eine Leserin schrieb dazu:
"Wir müssen uns fragen, wie durch geeignetere Lebensweisen, Schulformen, Arbeitsformen... das sensible Potential genutzt werden kann - oder wie die heutigen gesellschaftlichen Anforderungen die "modernen" Krankheiten "erzeugen"...


Letztes Update: 7.8.2023