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Hochsensible Kinder mit der Marte Meo-Methode begleiten
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Kathrin Berweger Konzelmann

www.artcoaching-berweger.ch


Vermutlich fragen Sie Sich, was es mit dem Wort «Marte Meo» und dieser Methode auf sich hat. Der Begriff «Marte Meo» kommt aus dem Lateinischen und bedeutet «aus eigener Kraft». Das ist auch der Kern, der mit dieser videobasierten Kommunikationsmethode angeregt werden möchte: die eigenen Kräfte und Ressourcen mobilisieren im Vertrauen darauf, dass Entwicklung und Aktivierung in jeder Situation gelingen können. Die Methode wurde und wird immer noch von Maria Aarts, einer Niederländerin, entwickelt. Inzwischen wird sie in den unterschiedlichsten psychosozialen Bereichen in 50 Ländern angewendet, auch mit Kindern, Eltern und in der Schule. Weltweit gibt es eine Vielzahl an Marte Meo-Fachleuten, die sich mit Artikeln, Büchern und der Weiterentwicklung der Methode in ihrem Fachbereich engagieren. Einen konkreten Einblick erhalten Sie im Folgenden am Beispiel Elterncoaching. Je nach Kontext, in dem die Methode angewendet wird, kann das Vorgehen variieren.

Anwendung der Methode am Beispiel des Elterncoachings

Im Gespräch mit den Eltern werden die aktuelle Situation und die Schwierigkeiten erläutert, sodass sich die Ausgangsfrage für das Coaching herauskristallisiert. Mögliche Themen sind: Gefühlsregulierung, Begleitung von Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen, Aufmerksamkeitsfragestellungen, psychosomatische Fragestellungen, Förderung von Kommunikationsfähigkeiten, Unterstützung der sozial-emotionalen Entwicklung und vieles mehr.

Die Eltern bekommen zu Beginn den Auftrag, zwei Filme von 3 bis 5 Minuten von einer freien sowie einer strukturierten Situation zu filmen. In der freien Situation geht das Kind seinen Ideen nach und entwickelt aus sich heraus Initiativen, die eine gute Grundlage für die kindliche Entwicklung sind. Die Eltern folgen mit ihrer Aufmerksamkeit und geben wert- und urteilsfrei Wörter für das Beobachtete. Ideale Beschäftigungen sind beispielsweise freies Spielen, Zeichnen, Basteln oder bei älteren Kindern auch Gespräche. Regelspiele, zusammen Kochen oder Backen, Hausaufgaben machen, zusammen Essen sind strukturierte Situationen. Sie haben gemeinsam, dass sie gewisse Strukturen, Regeln und auch Vorgaben haben.

Auf der Grundlage dieses Filmmaterials nimmt der Marte Meo-Therapist eine Entwicklungsdiagnose vor. Diese kann man sich als dynamische Arbeitsgrundlage für einen Lernprozess vorstellen. Von Interesse ist, welche Ressourcen das Kind und die begleitende Person haben und was noch zu entwickeln ist. Aufgrund dieser Beobachtungen stellen wir Entwicklungspunkte für den Lernprozess des Coachings zusammen. Hilfreich sind dabei unter anderem die verschiedenen Marte Meo-Checklisten: Ausgehend von der Ausgangsfrage werden bildbasiert mit dem 3W-Beratungssystem – wann, was, wozu – Informationen vermittelt. Der Coaching-Prozess wird dynamisch und individuell an das Gegenüber angepasst. Was an dieser Methode sehr beeindruckt: Der Fokus liegt auf dem Gelingenden und nicht auf den Problemen. So ist die Botschaft hinter herausforderndem Verhalten eine Einladung zur Entwicklung an Kinder und begleitende Personen.

Beobachtungen aus den Begleitungen meines Angebots

Seit über 10 Jahren begleite ich Kinder und ihre Eltern in 1:1-stärken- und interessenorientierten Begabtenförderungssettings. Mein Schwerpunkt sind hochbegabte/begabte, hochsensible Kinder mit besonderen Förderbedürfnissen. Die Kinder werden in künstlerischen und visuell-räumlichen Projekten begleitet, dabei wird die Marte Meo-Methode angewendet. Anregungen aus der Marte Meo-Methode lassen sich ohne Film anwenden. Videobasiert arbeite ich mit den Kindern direkt und in Elterncoachings und nutze die Filme der Begleitungen für meine eigene Supervision. In den videobasierten Coachings direkt mit den Kindern werden ihnen konkrete und hilfreiche bildbasierte Informationen am gelingenden Modell von sich selbst dazu vermittelt, auf was zu achten ist im Umgang mit ihren Fragen und Schwierigkeiten. Darüber hinaus berate und coache ich filmbasiert seit vielen Jahren Eltern und biete Kurse an. Die Hochsensibilität der Kinder ist dabei ein Schwerpunkt. Eine wichtige Grundlage ist das Verständnis für das eigene Kind, um passende Erziehungslösungen zu finden, die eigenen Ressourcen zu nutzen und die eigene Elternkompetenz zu erweitern. Die Kinder profitieren von einer klaren und empathischen Erziehung, bei der die Bedürfnisse aller Familienmitglieder Raum haben dürfen. Die Marte Meo-Methode bietet dafür, neben der Theorie zur Hochsensibilität und aus der Begabungsforschung, die Grundlage für die Selbstreflexion und den Entwicklungsprozess der Eltern. Mit dieser zugewandten, feinfühligen und entwicklungsorientierten Methode können Eltern und Kinder dabei unterstützt werden, die sensitiven Persönlichkeitsmerkmale anzunehmen und damit einen guten Weg in ein handelndes und selbstständiges Leben zu finden. Dies unterstützt den Prozess, durch den sich diese Persönlichkeitsmerkmale zur eigenen Stärke und zu den Qualitäten einer Vantage Sensitivity entfalten können.

Einige Fragestellungen, die sich bei den Begleitungen der Kinder und in den Elterncoachings oft ergeben, sind folgende.

Zu drei Aspekten werden etwas detailliertere Betrachtungen und Anregungen aus der Marte Meo-Methode vorgestellt:

Ausgeprägte sensorische Empfindsamkeit

Nach den Nennungen in den Fragebögen der letzten 10 Jahre zeigen sich die Ausprägungen der Kinder in verschiedenen sensorischen Bereichen, wie taktil, visuell, akustisch, in Bezug auf Geruch und Geschmack, sehr unterschiedlich. Einige Kinder reagieren äusserst stark auf Geruch, andere zeigen wiederum Stressreaktionen bei Lärm oder zu wenig Ruhe. Bei kleineren Kindern können die Eltern den Familienalltag mit massvollen Aktivitäten selbst gestalten. Oft zeigen sich erste Schwierigkeiten und Reibungsflächen beim Eintritt in ein ausserfamiliäres Sozialgefüge, wie z. B. in der Kindertagesstätte oder im Kindergarten. Die Konflikte vor dem Kleiderschrank, am Esstisch, oder auch intensive Reaktionen aufgrund einer Reizüberflutung sind typisch. Kinder profitieren davon, wenn sie dabei unterstützt werden, sich gut wahrzunehmen, sich anzunehmen, sich mehr und mehr selbstständig zu regulieren und dabei passende nächste Schritte und Lösungen zu entwickeln. Auf diesem Weg können schon Kleinkinder unterstützt werden.


Einige Anregungen aus der Marte Meo-Methode

Aus Sicht dieser Methode ist die Basis der Selbstregulierung die Selbstregistrierung (Selbstwahrnehmung). Teile der Selbstregulierung sind unter anderem die Gefühlsregulierung, die Selbstorganisation, die Selbststeuerung, sowie Problemlösefertigkeiten und innere Lösungsmodelle zu haben. Mit anderen Worten, das Kind muss sich zuerst wahrnehmen, damit es sich regulieren und den nächsten Schritt aus eigener Initiative entwickeln kann. Als begleitende Person kann man Kinder, auch wenn sie ganz klein sind, in ihrer Selbstregistrierung sehr gut folgendermassen unterstützen:

Als Beispiel nehme ich die Situation, dass ein Kind zeichnet, es sind beliebige andere Situationen möglich. Diese Situation wird als freie Situation eingeschätzt. Die Initiative geht vom Kind aus.

Das Kind handelt – die begleitende Person benennt. Das geschieht zeitlich leicht versetzt.

Benennen (Wörter geben) kann man soziale Situationen, Handlungen, Initiativen oder Gefühle. Das geschieht wert- und urteilsfrei. Einige Beispiele beim Zeichnen: «Du nimmst einen Stift», «nun zeichnest du eine Linie», «das macht dich wütend» usw. Manchmal sind Eltern skeptisch, ob sie mit ihrem Benennen richtig liegen oder dem Kind eine unstimmige Botschaft geben. Das Kind wird sich bei einer unpassenden Information umgehend mit seiner passenden Version melden. In der Regel lässt sich beobachten, dass die Informationen, je älter das Kind ist, umso kleiner dosiert sein sollten. Manchmal reicht einzustimmender, freundlicher Gesichtsausdruck, ein Nicken oder ein emotionaler Ton. Wenn die Information beim Kind angekommen ist, ist es schön, dem Kind Zeit zu geben, damit es den nächsten Schritt aus eigener Kraft selbst tun kann.

Mit diesem Vorgehen wird dem Kind eine Tonspur zur Selbstregistrierung (Selbstwahrnehmung) gegeben. Indem man dem Kind «Zeit gibt» erhält es die Gelegenheit, den nächsten Schritt selbst zu tun. Auf diesem Weg wird es dabei unterstützt, sich selbst zu benennen, sich zu regulieren und eigene innere Lösungsmodelle zu entwickeln. Indem es ihm mehr und mehr gelingt, sich, seinen Handlungen, Gefühlen und Bedürfnissen Wörter zu geben, kann es sich in seiner Umgebung sichtbarer machen, kommt mehr zu dem, was es braucht, und wird von aussen besser gelesen.


Reizoffenheit

Einige hochsensible Kinder lassen sich schnell von unterschiedlichsten Reizen ablenken. Zuerst wandert der Blick zum speziellen Leuchten der Lampe, geht weiter zum Vogelnest auf dem Baum, dann entfaltet sich im Inneren eine Idee und das alles in regem Wechsel. Dies geschieht manchmal in einem sehr hohen Tempo von Idee zu Idee und von einer Beobachtung zur nächsten. Einige dieser Kinder machen einen unruhigen und rastlosen Eindruck. Für diese Kinder ist es gar nicht so einfach, fokussiert bei einer Aufgabenstellung zu bleiben, und wenn ihre Aufmerksamkeit anderswohin wandert, diese wieder auf das zurückzulenken, womit sie gerade beschäftigt sind. Diese Kinder profitieren von einer angepassten Unterstützung, um an der Aufgabe zu bleiben, den Fokus zurückzulenken und Konzentrationsspannen aufzubauen.


Anregungen nach Marte Meo

Dranbleiben und Konzentrationsspannen aufbauen

Wann: In freien Situationen, ohne Regeln und Strukturen, kann das Kind einer selbstgewählten Tätigkeit nachgehen. Geeignet dafür sind z. B. Spielen, Bauen, Zeichnen oder etwas Anschauen ohne Vorgabe oder Ziel.

Was: Die Aufgabe der begleitenden Person ist es, aufmerksam zu warten, den Initiativen des Kindes zu folgen und Wörter zu geben.

Wozu: Mit der sehr präsenten und achtsamen Begleitung, die mit Benennen verbunden ist, wird das Kind auf seinem persönlichen Lernweg aktiviert. Es kann das, was es tut, mit den Wörtern (dem Benennen) der begleitenden Person verbinden und erhält so die passenden Begriffe. So fühlt es sich wahrgenommen und in seinem Sein und Tun ermutigt. Dies regt das Kind in seiner Entwicklung an und ist in der Folge mit dem Aufbau von Konzentrationsspannen verbunden.

Fokus zurücklenken

Geeignet sind dafür Situationen mit Strukturen und Regeln, wie z. B. die Hausaufgaben oder auch selbst gestellte Aufgaben, wie ein Bastelprojekt.

Die Frage bei der Begleitung ist, welche Informationen das Kind benötigt, um seinen Fokus auf den richtigen Ort in der Aufgabenstellung zurückzulenken, damit es den nächsten Schritt selbst tun kann. Manchmal neigt man in diesen Situationen dazu, etwas zu sagen, wie: «Jetzt schau nicht schon wieder aus dem Fenster.» Hilfreich für das Kind ist es, konkret mit einladender Stimme zu sagen: «Du warst bei dieser Rechnung.» Verdeutlichen kann man die Information, indem man seine Aussage mit einer Geste, die auf die Rechnung zeigt, unterstützt.

Oft wissen Kinder nicht so genau, wie sie ihre Aufmerksamkeit zurücklenken können. Dafür brauchen sie eine passende Schritt-für-Schritt-Anleitung, die sich an ihrem Tempo und ihrem Entwicklungsstand orientiert. Auf diese Weise erhalten sie konkrete Informationen dazu, wie dies Schritt für Schritt vor sich geht, und können innere Modelle aufbauen.

Ausgeprägte emotionale Sensitivität

Starke Gefühle sind in der Beratung ein häufiges Thema. Dabei fällt auf, dass diese Kinder oft intensive Gefühle haben, sehr empathisch sind und sich mit dem Gegenüber verbunden fühlen. Webb, J., et al. (2015) beobachten als Schwierigkeiten Überreaktionen, Wut, Traurigkeit und Schwierigkeiten mit der Abgrenzung zum Gegenüber.

Nach persönlichen Beobachtungen und Schilderungen von Eltern kann die emotionale Sensitivität dazu führen, dass sich die Kinder in der Schule und zu Hause sehr unterschiedlich verhalten.

Oft sind sie in der Schule

Zu Hause zeigen sich die Kinder ganz anders:


Anregungen nach der Marte Meo-Methode


In schwierigen Momenten

Längerfristige Begleitung, damit das Kind sich besser regulieren lernt


Aarts, M., Hawallek, C., Rausch, H., Schneider, M., Thelen, C. (2014). Marte Meo: Eine Einladung zur Entwicklung. Marte Meo International

Bünder, P., Sirringhaus-Bünder, A., Helfer, A. (2015). Lehrbuch der Marte Meo-Methode. Entwicklungsförderung mit Videounterstützung. Vandenhoeck & Ruprecht GmbH

Webb, J. T., Amend, E. R., Webb, N. E., Goerss, J., Beljan, P., Olenchak, F. R. (2015). Doppeldiagnosen und Fehldiagnosen bei Hochbegabung. Ein Ratgeber für Fachpersonen und Betroffene. Huber Verlag.

Zum vertiefenden Onlinekurs "Hochsensible Kinder erkennen, verstehen und stärkend begleiten"


März 2021,​​​​​​​ Kathrin Berweger Konzelmann

Jahrgang 1964, ​​​​​​​www.artcoaching-berweger.ch, lebt mit ihrer Familie in Zürich Oerlikon. Sie studierte Integrative Begabungs- und Begabtenförderung (MAS IBBF FHNW), Höheres Lehramt Bildnerisches Gestalten (ZHdK) und ist Marte Meo-Therapist und Colleague Trainerin. Zu ihren Angeboten gehören Mentorate und Begabungs- und Begabtenförderung mit Schwerpunkt Kunst und visuellen Projekten, Beratungen und Marte Meo-Coaching für Eltern und Fachpersonen, Vorträge, Onlinekurse zu den Themen «Hochsensibilität, sensible Kinder erkennen und begleiten» und «Perfektionismus bei Kindern und Jugendlichen hat viele Gesichter – hohe Ansprüche erkennen und feinfühlig begleiten».